Kann man auch ohne spezifische Ausbildung Journalist werden?

Als Journalist kann man von finanzieller Sicherheit oft nur träumen, Ungewissheit, Stress und Zeitdruck sind die ständigen Begleiter des freien Mitarbeiters, wenn er bei seiner solitären Arbeit mit der nächsten Deadline im Nacken über komplizierten Zusammenhängen brütet.

So oder so ähnlich sieht die Realität vieler freischaffender Autoren und Journalisten aus, dennoch ist der glamouröse Medienberuf ein Traum vieler junger und nicht mehr ganz so junger Menschen.

Der digitale Wandel und der damit verbundene Rückgang des Anzeigenmarktes hat viele Arbeitsplätze bei den etablierten Printmedien vernichtet, allerdings entstehen auch fortlaufend neue Tätigkeiten im Bereich der Online-Publikationen. Im Zeitalter des Self-Publishing verschwimmen die Grenzen der einst fest etablierten beruflichen Identität, jeder kann in einer Gesellschaft der Amateure als Autor tätig werden und die Grenze zwischen Blogger und Journalist wird weiter schwinden. Kann man aber auch ganz ohne journalistische Ausbildung bei einer Zeitung, einem Fernsehsender oder als freier Mitarbeiter eines Medienunternehmens tätig werden?

Eine Welt für sich

Der übliche Weg in den Journalistenberuf führt über ein abgeschlossenes Studium und ein daran angeschlossenes Volontariat in die Redaktion einer Zeitung oder in eine Presseagentur. Ein Studium, auch wenn es nicht unbedingt Medien, Kommunikation oder Journalismus zum Inhalt haben muss, ist meistens eine der Voraussetzungen, um eine Stelle als Redaktionsvolontär zu ergattern. Medienunternehmen beschäftigen fast ausschließlich Mitarbeiter, die das Metier im Zuge eines zweijährigen Volontariats erlernt haben oder die eine der renommierten Journalistenschulen besucht haben. In Journalistenschulen und während des Volontariats knüpfen angehende Redakteure und Journalisten auch die unverzichtbaren Kontakte, um später eine Anstellung zu finden oder als Freier Mitarbeiter Aufträge zu bekommen. Auch wenn die Berufsbezeichnung des Journalisten nicht geschützt ist, zieht die Branche eindeutig Bewerber mit der entsprechenden Ausbildung vor.

Gläser und Zeitung

Der Zugang zum Metier ist begrenzt

Trotzdem, Medienberufe sind notorisch dafür bekannt, Quereinsteiger aus allen Lebenslagen anzulocken und ihnen auch eine Chance zu bieten. Journalist wird man doch schließlich aus Berufung, oder?

Wo das Fachwissen fehlt

Erfolgreiche Journalisten arbeiten selbstständig und zeigen Initiative, wenn es darum geht, eine gute Story zu finden, zu schreiben und zu vermarkten. Hartnäckigkeit und unbegrenzte Neugierde gehören zu den Eigenschaften eines Journalisten. Die Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen und Zusammenhänge zu erkennen ersetzt bei spezifischen Themen aber nicht immer das Studium und die Berufserfahrung eines Experten. Journalisten lernen zwar in ihrer Ausbildung, diesen Schwachpunkt durch eine umfassende Recherche und Teamarbeit mit Fachleuten auszugleichen, dennoch bieten Nischenthemen gerade für Experten eine Gelegenheit, als Journalisten tätig zu werden und ihr Fachwissen in der Form von Artikeln mitzuteilen. Wenn man also über das entsprechende Wissen in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich verfügt, werden Fachzeitschriften mehr daran interessiert sein, als an einem Masterabschluss im Fach Journalismus mit anschließendem Volontariat. Wer möchte, kann also durchaus eine nebenberufliche Tätigkeit als Autor oder Journalist in seinem Fachbereich anstreben.

Mann mit einem Laptop

Journalisten arbeiten zu jeder Tageszeit

Der eigene Blog

Wer unverschämt gut schreiben kann und große Leidenschaft für ein  spezielles Hobby oder Interessengebiet mitbringt, hat sicher schon einmal die Eröffnung eines Blogs in Erwägung gezogen. Um dabei gegen gestandene Journalisten bestehen zu können, braucht es einiges an Expertise, Kreativität, und Ausdauer. Ein eigener Blog ist ein gutes Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen, erfordert aber sehr viel Zeit und Arbeit. Bloggen ist auch hervorragend dazu geeignet, um potenziellen Auftraggebern zu beweisen, dass man sich mit der Recherche und dem Schreiben von Onlineartikeln, der Suchmaschinenoptimierung und der Handhabung eines Redaktionssystems auskennt. Geschickte Blogposts lassen darüber hinaus ein gutes Gefühl für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing erkennen, denn den Leser fesselt an Blogartikeln oft die intime Komponente der darin enthaltenen Informationen. Die Follower von Blogs oder Youtubekanälen lieben das persönliche Feeling dieser Medien und schätzen den Unterhaltungswert der Geschichten von Menschen wie Du und Ich. Wer in seiner Nische einen guten Blog oder Youtubekanal betreibt, kann durchaus an Auftragsarbeiten herankommen. Der Blog dient dabei als die beste Referenz für das eigene Können. Die Social-Media-Beauftragten und Marketingverantwortlichen großer Unternehmen suchen manchmal auch ganz gezielt nach Bloggern mit einer gewissen Reichweite und bieten eine Zusammenarbeit an, um ein Produkt oder einen Service zu promoten.

Erfolgreiche Blogger können Gastbeiträge bei anderen Onlinemagazinen veröffentlichen und schaffen es manchmal auch bis in die Printmedien.

Der große Vorteil dieser Plattformen ist, das die formale Ausbildung des Kreativen überhaupt keine Rolle spielt, denn der Erfolg im Bereich Social Media spricht schließlich für sich.

Wer sich, von der Karriere als Blogger ausgehend, als Journalist etablieren möchte, sollte alle angebotenen Kollaborationen mit anderen Medien so intensiv wie möglich ausschöpfen und die nötigen Kontakte mit  Journalisten und Redakteuren etablieren. Je mehr Fachleute dem Bekanntenkreis angehören, desto eher erfährt man von interessanten Projekten und Aufträgen, insbesondere dann, wenn eventuell ein Bekannter zum Chefredakteur ernannt wird.

Ein Mädchen sitzen

Ein eigener Blog ist eine gute Plattform

Der Job oder das Praktikum in einer Redaktion

Schließlich bietet sich für einen Quereinstieg in die Medienbranche noch die Möglichkeit, als Praktikant oder über einen regulären Job in eine Redaktion hineinzuschnuppern. Wer den Journalismus im Blut hat, möchte vielleicht schon in der Oberstufe ein freiwilliges Praktikum in einer Lokalredaktion absolvieren. Während der Ausbildung oder des Studiums besteht noch mehr Raum für Praktika, in denen man wertvolle Erfahrungen sammeln und eventuell erste Artikel schreiben kann. Die ersten eigenen Veröffentlichungen und insbesondere die Kontakte in der Branche zählen. Außerdem wird man dabei schnell feststellen, ob der Traumberuf wirklich den Erwartungen entspricht und ob das eigene Talent und die Motivation dafür ausreichen. Nach einem erfolgreichen Praktikum kann man natürlich weiterhin bei der Redaktion gute Artikelvorschläge einreichen und ergattert so vielleicht die ersten richtigen Aufträge. Redaktionen bevorzugen oft bekannte Gesichter, wenn sie Mitarbeiter suchen und bei entsprechendem Talent kann man auf diese Weise eventuell auch ein Volontariat in der Redaktion ergattern. Während das Volontariat für eine Anstellung als Journalist praktisch unverzichtbar ist, gelten als Mindestvoraussetzung hierfür nur ein Mindestalter von 18 Jahren sowie die abgeschlossene Hochschulreife. Mit Außnahme von regionalen Zeitungen werden dabei allerdings Bewerber mit Studienabschluß meistens bevorzugt.

Computer

Das Schreiben zum Beruf machen

Wer über eine kaufmännische Ausbildung oder einen Bachelorabschluss und darüber hinaus Erfahrung in der Medienbranche verfügt, kann auch als Redaktionsassistent tätig werden. Redaktionsassistenten übernehmen die Sekretariatsaufgaben in einer Redaktion, werden aber auch in der Informationsaufbereitung, bei der Recherche oder im Korrekturlesen tätig.  Mit einem abgeschlossenen Studium im Bereich Dokumentationswesen oder mit einem Abschluss in den Geisteswissenschaften und einschlägiger Redaktionserfahrung, etwa durch ein Praktikum, kann man als Dokumentar  in einer Redaktion arbeiten. Dokumentare verwalten die Archive von Verlagen und Zeitungen sowie Fernseh- und Radiosendern und sind in der Datenanalyse und Auswertung tätig. Diese Tätigkeiten stellen alternative Einstiege in die Medienbranche dar und eröffnen eventuell Chancen, auch als Journalist tätig zu werden.

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