Das Journalismus-Studium: der einzige Weg in die Redaktion?

Die Hauptaufgabe eines Journalisten besteht darin, Nachrichten und Reportagen zu recherchieren, dokumentieren, zu verfassen und diese anschließend wahrheitsgemäß, unvoreingenommen und unter Berücksichtigung ethischer Gesichtspunkte zu präsentieren. Obwohl die Nachrichtenkultur und die Berichterstattung in den vergangenen Jahren einen Wandel erlebt haben, besteht weiterhin ein Bedarf an talentierten, qualifizierten und gut ausgebildeten Journalisten. Die Berufsbezeichnung des Journalisten steht immer noch für harte Arbeit, Ethik, gutes Schreiben und den Wunsch, die Wahrheit zu vertreten. Journalisten führen unter anderem Interviews mit Personen aus den unterschiedlichsten Lebenslagen, verfassen Artikel unter hohem Zeitdruck, knüpfen Kontakte und pflegen Netzwerke für Reportagen, überprüfen Informationen auf deren Wahrheitsgehalt oder schreiben für Blogs.

In den Printmedien, beim Fernsehen oder im Online-Journalismus sind die Haupttätigkeiten eines Journalisten relativ vergleichbar. Die Erfahrung und Kenntnisse aus einem Bereich des Journalismus, wie das Recherchieren, Präsentieren, die Interviewführung, das Schreiben, technisches Know-how und kritisches Denken lassen sich leicht in andere Berufe oder verwandte Tätigkeiten mit einbringen, wie beispielsweise Fotojournalismus, Radiojournalismus, Sportjournalismus oder in die sozialen Medien und eröffnen Journalisten damit sehr vielseitige Karriereoptionen. Journalisten leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, denn ihnen obliegt, darüber zu entscheiden, welche Themen für die öffentliche Diskussion relevant sind.

Journalismus studieren

An deutschen Hochschulen, Fachhochschulen, Universitäten und Privatinstituten werden 44 Bachelorstudiengänge in der Fachrichtung Journalismus angeboten, die angehende Journalisten auf den Beruf vorbereiten. Zu den Grundlagen eines Journalismus-Studiums gehören neben Einblicken in die Medien-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften auch wirtschaftliche und politische Themen sowie Grundlagen der Informationstechnologie. Des Weiteren sind Verfahren der Datengewinnung und Datenauswertung, professionelle Recherche und wissenschaftliches Arbeiten Bestandteil der ersten Studienphase. Rhetorik und kontextbasiertes Texten sind Bestandteil des Curriculums sowie Grundlagen der Kommunikationswissenschaften und des Kommunikationsmanagements. Studenten der Fachrichtung Journalismus belegen darüber hinaus meistens  ein Nebenfach, was einer zukünftigen Spezialisierung im Bereich Journalismus dienlich sein kann. In den fortgeschrittenen Semestern werden auch praxisnahe Inhalte, wie beispielsweise der Arbeitsablauf in einer Redaktion, vermittelt. Ein Pflichtpraktikum ist in dieser Studienphase ebenfalls oft vorgesehen.

Ein Masterstudiengang bietet die Möglichkeit einer weiteren Spezialisierung. Nach Abschluss des Masterstudiengangs können sich Studenten mit einem Volontariat in einer Redaktion weiter qualifizieren. Das Volontariat ist ein vergütetes Praktikum und dauert in der Regel 2 Jahre. Während dieser journalistischen Ausbildung lernen die Volontäre als Mitglied einer Redaktion den Beruf umfassend kennen und veröffentlichen eigene Artikel oder führen professionelle Interviews. Neben der praktischen Ausbildung sind auch spezifische Seminare und Kurse  Bestandteil eines Volontariats. Nach Ablauf der Ausbildung besteht kein Anspruch auf eine Übernahme in der Redaktion.

Der Zugang zum Studienfach Journalismus ist an vielen Hochschulen über einen Numerus Clausus oder eigene Aufnahmeprüfungen geregelt.

Studenten sitzen am Tisch

Die Studienplätze im Fach Journalismus sind begrenzt

Journalistenschulen

Neben dem Hochschulstudium in der Fachrichtung Journalismus existiert in Deutschland auch eine Anzahl an öffentlichen und privaten Journalistenschulen, die manchmal direkt an einen Verlag oder eine Rundfunkanstalt angebunden sind. Die Ausbildung an einer Journalistenschule ist praxisorienter als ein Hochschulstudium und ist eher mit einem Volontariat vergleichbar. Insbesondere TV- und Radiojournalisten haben meistens ihre Ausbildung an einer Journalistenschule absolviert, denn diese Institute verfügen auch über die notwendige technische Ausstattung. Die Kapazitäten dieser Ausbildungsstätten sind deutschlandweit auf einige hundert Plätze begrenzt und die Aufnahmeverfahren erfordern eigene Arbeitsproben und gelten als besonders streng. Zugangsvoraussetzung ist in der Regel ein abgeschlossenes Bachelorstudium oder eine Berufsausbildung mit anschließender Berufserfahrung. Journalistenschulen, die Bachelorabsolventen rekrutieren, strukturieren die Ausbildung meist wie einen Masterstudiengang.

Einige private Journalistenschulen erheben Studiengebühren von mehreren Hundert Euro pro Monat während andere ihre Studenten ähnlich einem Ausbildungsverhältnis vergüten. Anbieter wie die Deutsche Journalistenschule in München (DJS) sind hingegen kostenfrei und zahlen auch keine Vergütung. Absolventen dieser Einrichtungen müssen in der Regel kein Volontariat leisten und arbeiten anschließend direkt als Redakteure. Die Dozenten dieser Einrichtungen sind aktive Journalisten und die Nähe zu Medienunternehmen und Verbänden bietet den Absolventen besonders gute Einstiegschancen in den Beruf.

Menschen im Fernsehstudio

Journalistenschulen sind die Kaderschmieden der Medienbranche

Individuelle Wege

Aber nicht alle Journalisten haben einen dieser Ausbildungswege durchlaufen. Da über das Studienfach Journalismus und in den einschlägigen Journalistenschulen nur eine relativ geringe Anzahl an Studenten ihre journalistische Ausbildung absolvieren kann, ist es nicht ausgeschlossen, mit einem anderen Studienfach als Ausgangspunkt das Berufsziel Journalist zu erreichen. In erster Linie kommen hierfür dem Journalismus nahestehende Fächer wie Kommunikationswissenschaften, Publizistik oder Medienwissenschaften infrage, aber auch Absolventen von anderen Fachrichtungen wie Politikwissenschaften, Geschichte, Philosophie, Psychologie oder Soziologie üben Berufe in einer Redaktion oder eine Tätigkeit als freier Journalist aus. In den meisten Fällen bewerben sich Absolventen für ein Volontariat in einer Regionalzeitung oder Ähnlichem und qualifizieren sich dadurch für den Beruf des Journalisten. Der fachliche Hintergrund in einem Geisteswissenschaftlichen Fach ist dabei für zukünftige Journalisten sicherlich von Vorteil, wenn es darum geht, gesellschaftlich relevante Artikel in diesen Bereichen zu verfassen. Allerdings wird manchmal auch bemängelt, dass es der Jounalistengilde an Kenntnissen in wirtschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Bereichen fehlt, da es praktisch nicht vorkommt, dass Absolventen dieser Bereiche sich nach dem Studium für ein Volontariat und eine Karriere als Journalist entscheiden. Ganz allgemein ist es aber nicht unmöglich, dass beispielsweise ein Medizin- oder Physikstudent später als Journalist tätig wird, denn die Berufsbezeichnung des Journalisten ist nicht geschützt und jede Person, die eigene Texte veröffentlicht, hat in Deutschland das Recht, sich als Journalist zu bezeichnen. Die Beantragung eines Presseausweises erfordert ebenfalls keinen besonderen Studienabschluss. Hierfür muss nur nachgewiesen werden, dass man in einem journalistischem Beruf tätig ist; auch Blogger und Youtuber können somit einen Presseausweis beantragen.

Presseausweis

Ein Presseausweis erfordert keine spezifische Ausbildung

Das Praktikum in einer Redaktion

Wer auf eine Tätigkeit in den Medien und insbesondere im Bereich TV und Radio hofft, aber keinen Platz an einer der einschlägigen Journalistenschulen ergattern konnte, dem steht auch die Möglichkeit offen, als Praktikant in einem TV- oder Radiosender anzufangen. Studenten, die über Kenntnisse in den Bereichen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verfügen, haben hierbei gute Chancen. Aber auch Talente mit einem anderen fachlichen Hintergrund werden in den Redaktionen gebraucht. Tatsächlich haben auch einige illustre Moderatoren, TV- und Radiojournalisten über diesen Weg den Einstieg in die Branche geschafft. Oftmals ist ein Praktikum vor oder während der Studienzeit hilfreich, wenn man bei derselben Institution später ein Volontariat anstrebt.

Mikrofon

Praktikum beim Radiosender

Von Außen betrachtet mag der Beruf des Journalisten elitär und unzugänglich wirken, in der Realität jedoch hat ein nicht unbedeutender Anteil der erfolgreichen Journalisten keine der klassischen Ausbildungen an der Universität oder an einer Journalistenschule durchlaufen. Das Milieu ist also viel durchlässiger, als es den Anschein hat und bietet talentierten Quereinsteigern eine Chance unter der Bedingung, geduldig und entschlossen am Karriereziel Journalismus zu arbeiten.

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